Indigene Gemeinschaften

Aus Tar Sands-Kampagne
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In der Region Albertas, in der die Tar Sands ausgebeutet werden, leben viele indigene Menschen in verschiedenen Städten und Dörfern, aber auch in den vom kanadischen Staat zugestandenen Reservaten. Fünf "First Nations", die Selbstbezeichnung der indigenen Gemeinschaften Kanadas, aus diesem Gebiet haben sich im Athabasca Tribal Council organisiert, einem Organisierungszusammenschluss, der die Selbstverwaltung und Souveränität dieser indigenen Gemeinschaften gewährleisten soll. - Quasi die Regierung und Verwaltung der vertretenen First Nations[1].

Besonders bekannt im Zusammenhang mit den Kämpfen um die Tar Sands-Verwertung sind einerseits die Athabasca Chipewyan First Nation, wo von hohen Erkrankungsraten seit dem massiven Aufbau dieser Industrie berichtet wird. Fort Chipewyan, wovon sich der Name dieser First Nation herleitet, liegt an der Einmündung des Athabasca River in den Athabascasee[2]. Dieser Fluss durchquert das Gebiet, in dem die Athabasca Oil Sands-Lagerstätte ausgebeutet wird und wo mehrere massive Industrieansiedlungen erhebliche Schadstoffmengen an Luft und Wasser abgeben. Der Athabasca River transport viele dieser Schadstoffe über hunderte von Kilometern bis nach Fort Chipewyan (und weiter), wo sie sich einerseits im Sediment, andererseits in den Lebewesen, die hier von der Natur leben. Neben bis dahin ungewohnten Krebserkrankungen wurden auch Mutationen von Wasserlebewesen festgestellt.

Die Fort McKay First Nation (FMFN) wiederum war in der Anfangszeit der Tar Sands-Industrie in Alberta im Kampf mit dieser, wurde aber von den weißen Umwelt-NGOs Kanadas damals im Stich gelassen und gab ihren Widerstand schließlich auf. Seit den 1980ern versucht sie unter Chief Jim Boucher[3] durch Kooperationen mit der Industrie und durch das Angebot von Dienstleistungen wie die Pflege renaturierter Flächen, aber auch industrielle Zuarbeiten, zumindest einen kleinen Teil von den Profiten der Konzerne für die eigene Gemeinde abzuschöpfen. Im Artikel zur Brandkatastrophe in der Region Fort McMurray im Sommer 2016 behandelt ein Absatz dieses Thema nochmal konkret.

"We believe the practice and preservation of our traditional ways of life can occur simultaneously alongside continuous and responsible oil sands development. This philsophy has allowed us to enhance our community’s social and economic conditions through effective partnerships with industry and government.
We are known for our solid working relationships with the surrounding oil sands companies and strive to balance resource development with protecting the health of our community and the environment." (Zitat von der Website der Fort McKay First Nation[4])

Die Gemeinde Fort McKay befindet sich in der Regional Municipality Wood Buffalo, ca. 65 km nördlich von Fort McMurray. Damit gehören Teile der von der Ölindustrie besetzten Gebiete zu ihrem Territorium[5]. Die Fort McKay First Nation gehört zu den Unterzeichnern des Vertrag Nr. 8. Sie gehören zu den früher nomadisch lebenden Chipewyan (Denesuline), die einst von der Jagd, dem Fallenstellen, Fischfang sowie dem Sammeln in den Wäldern entlang des Athabasca River lebten, aber mit dem Aufkommen des Pelzhandels und 1820 der Errichtung eines Hudson’s Bay Company-Handelsposten sowie feindlichen nach Nordwesten vordringenden Bush Cree der Woodland Cree bald zusammen mit den Cree als sogenannte Homeguards dauerhaft bei den Posten siedelten. Mitglieder der Fort McKay First Nation haben wurzeln in den Cree (Eigenbezeichnungen: Ayisiniwok und Aha payew bzw. Iniwak, Iyiniwok, Eenou, Iynu oder Eeyou), Métis und Dené. Aus einer 2011 veröffentlichten Statistik[6] gehen folgende fünf Reservate mit einer Fläche von ca. 149 km² und Population von 851 (Stand: August 2016)[5] hervor: Fort McKay 174, Fort McKay 174C, Fort McKay 174D, Namur Lake 174B und Namur River 174A[5].[7]



Beeinträchtigungen

Das Vordringen der europäischen Siedler*innen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und insbesondere die industriellen Aktivitäten zur Erschließung der damals kaum bekannten Bodenschätze haben massiven Einfluss auf das Leben und die Umwelt der hier seit Tausenden Jahren ansässigen[2] Gemeinschaften: "Da Wälder kahlgeschlagen und Feuchtgebiete zerstört wurden, sind die Möglichkeiten der indigenen Menschen der Gegend ihr Leben in tradionaller Weise zu führen geschwunden. Der Straßenbau öffnete die Gebiete für Überfischung und Bejagung, was die im Treaty 8 versprochenen Lebensweise noch weiter herabsetzt. Außerdem wurden Teile Nordost-Albertas durch die Verschmutzung von Luft und Wasser durch die Tar Sands-Gewinnung erheblich beeinträchtigt, was die Qualität und den Wert von Fischen und Tieren, die von lokalen indigenen Gemeinschaften gejagt werden, verringert hat." (Einschätzung auf Wikipedia basierend auf einem 2014 bei der Konferenz "Energy in the Americas" vorgestellten Dokument[8])[9]

Epidemien

Der Handel mit den europäischen Eroberern brachte eine Reihe Krankheitserreger, mit denen die indigenen Gemeinschaften bis dahin nie konfrontiert waren und die zum Tod von oft mehr als der Hälfte bis nahezu der gesamten Bevölkerung betroffener First Nations führte. 1835 zum Beispiel tötete eine Grippe-Epidemie, die entlang des Athabasca River und des Peace River ausbrach, eine Vielzahl der Wood Stoney (Eigenbezeichnungen: Iyethkabi, Îyârhe Nakodabi), Woodland Assiniboine (Eigenbezeichnung: Nakonabi) und Woodland Cree (Eigenbezeichnungen: Saka Wi Iniwak, Sakau Wiyiniwak, Sakāwithiniwak, Nīhithawak). Eine ebenso heftige Epidemie führte 1838 zum Tod von fünf Sechstel oder mehr der Plains Cree (Eigenbezeichnungen: Paskwa Wi Iniwak, Paskwāwiyiniwak, Nehiyawak). Zwischen 1836 und 1839 starben die Hälfte bis zwei Drittel der Assiniboine an den Pocken.[7]


  1. http://atc97.org/about-atc/what-is-a-tribal-council - gesichtet 3. Februar 2017
  2. 2,0 2,1 http://www.acfn.com/history - gesichtet 3. Februar 2017
  3. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Chipewyan&oldid=186424725 - gesichtet 25. Mai 2018
  4. http://fortmckay.com - gesichtet 26. Mai 2019
  5. 5,0 5,1 5,2 https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Fort_McKay_First_Nation&oldid=880347569 - gesichtet 26. Mai 2019
  6. Quelle: Indian and Northern Affairs Canada (INAC): Registered Population as of April, 2011
    in: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cree&oldid=188108910 - gesichtet am 24. Mai 2019
  7. 7,0 7,1 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cree&oldid=188108910 - gesichtet am 24. Mai 2019
  8. Patricia McCormack: "Conflicting Obligations: Oil Sands Development and Treaty No. 8."; Paper presented at the Energy in the Americas Conference, Calgary, Alberta, October 23–24, 2014; in: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Treaty_8&oldid=733786523 - gesichtet 3. Februar 2017
  9. https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Treaty_8&oldid=733786523 - gesichtet 3. Februar 2017


Diese Seite ist ein Auszug einer Publikation aus unserer Kampagne im grünen blatt. Unter der Überschrift "Tar Sands": Nachhaltige Zerstörung von Urwäldern und Feuchtgebieten, Enteignung indigener Menschen und größter Einzelverursacher des Treibhauseffekts erscheint dort seit Anfang 2013 eine fortlaufende Artikelserie mit Hintergrundinformationen zu den Tar Sands.

Dieser Auszug ist Teil 14 der Artikelreihe entnommen. Weiterverwendung und Verbreitung unter Angabe der Originalquelle (grünes blatt) oder unserer Kampagne ist erwünscht!