Abtrennung

Aus Tar Sands-Kampagne
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Der nächste Teilschritt findet im primären Scheidekessel statt und wird "Abtrennung" (Separation) genannt. Hier wird dem Schlamm weiteres heißes Wasser beigemengt und sogenannter "Bitumen-Schaum" gebildet. Dieser trennt sich in einem rapide ablaufenden Prozess von anderen Bestandteilen des Gemisches (Sand, Wasser und weitere Feststoffe). Er steigt im Scheidekessel ganz nach oben und strömt dort über die Kante. Er läuft in eine Rinne und wird zur weiteren Verarbeitung abgeleitet, während der Sand auf den Behälterboden zurückfällt.

Der Schaum enthält etwa 90 % des Bitumens. Er setzt sich für gewöhnlich aus etwa 30 % Wasser, 60 % Bitumen und 10 % Feststoffen zusammen. Er muss nun "entlüftet" und gereinigt werden.

Wenn Lehm und Schlick sich vom Bitumen-Schaum und vom Sand getrennt haben, bleibt ein Teil davon als Schwebstoffe im mittleren Bereich des Kessels, zusammen mit kleineren Mengen Bitumen. Die sogenannten Middlings werden kontinuierlich zur Weiterverwertung (sekundäre Abscheidung) abgeführt. Dann wird der Flüssigkeit in Flotationstanks erneut Luft zugeführt. Diese bewirkt die Bildung von weiterem Bitumen-Schaum, der allerdings größere Wasser- und Feststoffmengen enthält. Er wird dann entweder dem zuerst gewonnenen Bitumen-Schaum beigemengt, oder einzeln weiterverarbeitet. Teilweise werden so geringere Mengen von Bitumen wiedergewonnen, die andernfalls auch in die Klärgruben (Tailing Ponds) fließen würden.

Der Sand und etwas Schlick und Lehm setzen sich schnell am Boden ab und werden kontinuierlich entfernt. Diese Stoffe werden außerhalb des primären Scheidekessels wieder mit Wasser verdünnt und in Tailing Ponds abgeleitet.

Für die Extraktion des Bitumen aus den Tar Sands wird sehr viel Wasser zur Verdünnung benutzt. Letztlich wird das Abwasser, das immer noch große Mengen Öl und zugesetzte Chemikalien enthält, in den Tailing Ponds gespeichert - große Becken, in denen sich die Feststoffe absetzen sollen. Die Tailings stellen eine Art dauerhafte Zwischenlösung dar. Sie liegen oft neben Flüssen, aus denen das Wasser entnommen wird. Da sie nicht völlig dicht sind, sickern täglich große Mengen der giftigen, ölhaltigen Substanz in das Flusssystem.

Das kontaminierte Wasser gelangt flussabwärts und belastet hier Fische und andere Tiere sowie Pflanzen[1]. Viele Fische tragen Schäden davon, deformieren oder mutieren. Die Gifte lagern sich in den Tieren und Pflanzen ein und gelangen so auch in die Nahrungskette der dort lebenden Menschen. Es gibt viele kranke Menschen flussabwärts[1]. Der Athabasca River fließt an Fort Chipewyan vorbei, wo vier Communitys leben, drei davon sind indigen. Sie alle sind von den Giften betroffen. Der Athabasca River mündet wenig später in den riesigen Athabascasee und erreicht somit den Wood Buffalo Nationalpark.

Täglich werden einer Studie der Universität Waterloo, Ontario, zufolge ca. 400 Millionen Liter giftiger Abwässer in den Athabasca Tar Sands produziert.[2] Informationen aus der Industrie zufolge, die von der NGO Rainforest Action Network aufbereitet wurden, dehnen sich die toxischen Klärbecken über 50 km²[3][4] aus und lassen täglich mehr als 11 Millionen Liter kontaminiertes Wasser an die Umwelt durchsickern[2].


  1. 1,0 1,1 Greenpeace/Christoph von Lieven: Tatort Kanada: Ölsand-Abbau zerstört Wald und Klima; Greenpeace e.V.; Hamburg, 25.11.2009
  2. 2,0 2,1 Greenpeace: Ölsand-Abbau zerstört Wald und Klima. Wird Kanadas Natur der Profitgier geopfert?; Schwandorf, November 2009
  3. Rick Schneider/Simon Dyer: Deep oil sands may transform 21 % of Alberta; Canadian Parks and Wilderness Society + Pembina Institute; Edmonton, August 2006
  4. Im Gegensatz dazu besagt eine neuere Publikation der Regierung von Alberta, dass es sich um mehr als 170 km² Tailings Ponds handelt
    http://www.oilsands.alberta.ca/FactSheets/FS-CES-Tailings.pdf - gesichtet 14. Februar 2015


Diese Seite ist ein Auszug einer Publikation aus unserer Kampagne im grünen blatt. Unter der Überschrift "Tar Sands": Nachhaltige Zerstörung von Urwäldern und Feuchtgebieten, Enteignung indigener Menschen und größter Einzelverursacher des Treibhauseffekts erscheint dort seit Anfang 2013 eine fortlaufende Artikelserie mit Hintergrundinformationen zu den Tar Sands.

Dieser Auszug ist Teil 3 der Artikelreihe entnommen. Weiterverwendung und Verbreitung unter Angabe der Originalquelle (grünes blatt) oder unserer Kampagne ist erwünscht!