Bergbau-Geschichte

Aus Tar Sands-Kampagne
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Tar Sands-Tagebau-Landschaft mit Sizer-Anlagen im linken Bildbereich
Tagebau mit Baggern im Mittelpunkt
Trucks und Bagger

Seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts sind Tagebaue zentral für die Ausbeutung der Tar Sands. Die erste kommerzielle Nutzung in großem Stil erfolgte ab 1967 durch die Firma Great Canadian Oil Sands (heute: Suncor). Dazu wurden Schaufelradbagger des deutschen Herstellers O&K aus der Kohlebergbau-Industrie eingeführt. 1978 startete das Unternehmen Syncrude Canada Limited und führte gigantische Förderbänder ein.

Heute sind Schaufelradbagger und Förderbänder durch Bagger und riesige Trucks ersetzt worden, die die Tar Sands selektiver und kostengünster abbauen können. Die Abbauarbeiten laufen ohne Unterbrechung Tag und Nacht jeden Tag im Jahr. GPS wird häufig eingesetzt, um die Abbauflächen festzulegen.

Bis in die 1930er war die Idee nach Öl unterhalb der Tar Sands-Lager zu bohren zurückgestellt worden, aber es war auch nicht immer klar, welche Bergbautechnologie die beste wäre. Manche Bergbauingenieure empfahlen die Nutzung von Eimerseilbaggern, während andere dachten, dass Löffelbagger das geeignete Mittel wären. Aber egal welche Ausrüstung gewählt wurde, meist war sie nicht stark genug, um die abrasiven Tar Sands abzubaggern. Insbesondere im Winter, wenn die Teersande steinhart gefroren sind, standen die Bergbaubetriebe vor Problemen. Daher entschieden in den 1930ern Unternehmen wie die International Bitumen Company nur noch im Sommer in Betrieb zu gehen.

Schaufelradbagger & Förderbänder

Schaufelradbagger, wie die von Suncor ursprünglich verwendeten, waren zuvor für viele Jahre im Kohletagebau im Einsatz gewesen. Spezielle Versionen dieser gewaltigen Maschinen wurden für die Tar Sands gebaut. Sie hatten enorme Abbaukapazitäten und waren durch Förderbänder verbunden. Syncrude verwendete ebenfalls Schaufelradbagger, aber nicht zum Graben. Eimerseilbagger schaufelten das Erz aus dem Boden und luden es auf einen Haufen. Ein Schaufellader brachte es dann zu einem Förderband, womit das Gestein zur Anlage transportiert wurde.

Förderbänder sind eine anfällige Technologie: Wenn das System nur für einige Tage nicht funktionierte, musste die gesamte Anlage außer Betrieb genommen werden. Die Förderbänder wurden kontinuierlich erweitert und verlagert, um mit dem Fortschreiten des Tagebaus mitzuhalten. Ein Siebrost war am Einlauf über dem Förderband befestigt, um größere Steine auszusortieren.

Schaufelradbagger, wie sie von Suncor zwischen 1967 und 1993 benutzt wurden, waren lange Zeit ein Symbol der Tar Sands-Industrie. Sie können nur im vorderen Bereich baggern, daher arbeiten sie immer an der Front des Tagebaus. Sobald ein Abschnitt ausgebaggert war, wurde das Schaufelrad weiter bewegt. Jeder Schaufelradbagger operierte auf einer Strosse von 1.220 bis 1.525 Metern Länge und etwa 45 Metern Breite. Es dauerte etwa zwei Wochen, um sich die Strosse entlang zu arbeiten. Schaufelradbagger arbeiten kontinuierlich. Während das Rad rotiert, beißen sich die Zähne der Schaufeln in das Gestein und befördern das Erz nach hinten auf ein Förderband. Diese Maschinen baggern alles ab, was vor ihnen liegt, einschließlich Teersanden von geringer Qualität oder trockenen Sand, was dann alles zur Extraktionsanlage transportiert wurde und somit höhere Kosten verursachte.

Suncor hat seine Schaufelradbagger 1993 abgeschafft und auch Syncrude begann seine Eimerseilbagger zugunsten eines flexibleren und kosteneffektiveren Systems auszumustern: Laster und Schaufelbagger. Förderbänder sind in den Tagebauen immer noch zu sehen, aber auch sie werden Stück für Stück durch die Hydrotransport-Systeme ersetzt.

Monster-Technik

In den 1970ern konnten die größten Bergbau-Laster etwa 60 Tonnen laden. Das änderte sich in den 1980er Jahren, und 1993, als Suncor auf Schaufelbagger und Laster umstellte, betrug die Maximallast der Trucks schon 240 Tonnen. Zur Jahrtausendwende steigerten sich diese Dimensionen weiter, und einer dieser Monster-Trucks war in der Lage, 380 Tonnen zu transportieren. Auch 400-Tonnen-Laster sind danach entwickelt worden. Für diese gigantischen Fahrzeuge mussten neue Reifentechnologien entwickelt werden, um solche Frachten tragen zu können.

Parallel zur Entwicklung dieser monströsen Laster wurden auch die Baggerkapazitäten ausgeweitet. Die ersten Schaufeln fassten noch knapp unter 12 m³, bis zum Jahr 2000 hatte sich der Umfang auf über 44 m³ bei einer Last von bis zu 100 Tonnen erhöht.

Hydrotransport

Anfang der 1990er Jahre wurde der sogenannte "Hydrotransport" eingeführt - die Nutzung von Pipelines zum Transport von mit Wasser vermischten Teersanden. Diese Technologie wird von der Industrie als kosteneffektiv und effizient bewertet. Damit wurden die alten Förderbandanlagen zwischen Bergwerk und Extraktionsanlagen ersetzt. Um einen transportfähigen Schlamm zu erhalten, werden die Tar Sands zunächst trocken zerkleinert und dann in einem Cyclofeeder mit Wasser gemischt. Zur Entfernung großer Brocken kann der Schlamm noch gesiebt werden, bevor er per Hydrotransport zur Extraktionsanlage bewegt wird.

Der Hydrotransport kombiniert den Transportvorgang mit der Konditionierung der Teersande und spart weitere Arbeitsschritte. Kurz vor der Ankunft in der Anlage können noch in der Pipeline Luft und Zusatzstoffe wie Kerosin, Diesel oder Methyl-Isobutyl-Carbinol beigefügt werden, um die Flotation des Bitumens zu unterstützen. Der Schlamm wird direkt in die primären Separationskessel der Extraktionsanlage eingeleitet. Da die Temperaturen beim Hydrotransport niedriger sind, ist auch der Energiebedarf geringer.



Diese Seite ist ein Auszug einer Publikation aus unserer Kampagne im grünen blatt. Unter der Überschrift "Tar Sands": Nachhaltige Zerstörung von Urwäldern und Feuchtgebieten, Enteignung indigener Menschen und größter Einzelverursacher des Treibhauseffekts erscheint dort seit Anfang 2013 eine fortlaufende Artikelserie mit Hintergrundinformationen zu den Tar Sands.

Dieser Auszug ist Teil 1+4+5 der Artikelreihe entnommen. Weiterverwendung und Verbreitung unter Angabe der Originalquelle (grünes blatt) oder unserer Kampagne ist erwünscht!