Klimaauswirkungen

Aus Tar Sands-Kampagne
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Im Rahmen des ohnehin kläglichen Kyoto-Protokolls, in dem erste Festlegungen zu CO²-Einsparzielen der Industriestaaten gemacht wurden, hat Kanada sich verpflichtet verglichen mit dem Stand von 1990 seine Kohlenstoffdioxid-Emissionen um 6 % zu reduzieren[1]. Jahre zuvor hatte das Wissenschaftler*innen-Gremium der Vereinten Nationen IPCC schon errechnet, dass weltweit mindestens 75 % Einsparungen notwendig wären.

Die kanadische Atomlobby frohlockte bereits 2008, dass diese Ziele nicht zu erreichen seien, und verkündete "Kanada wird auf Atomkraft angewiesen sein, um seine Klimaziele erreichen zu können." - Atomkraft zum Klimaschutz ist natürlich genauso unsinnig wie die Verbrennung der letzten Erdgasvorräte für die Tar Sands-Industrie, um unabhängiger vom Erdgas zu werden.

Aber in einem hat die Atomindustrie recht zu frohlocken: Schon jetzt sind die Teersande Kanadas größter CO²-Verursacher. Der massive Ausbau der Tar Sands in Kanada führt statt zum Erreichen der mickrigen Klimaziele zu einer enormen Erhöhung der Treibhausgasemissionen.

Umweltorganisationen wie Greenpeace oder Rainforest Action Network zufolge verursacht die Gewinnung von Öl aus den Tar Sands drei- bis fünfmal mehr Treibhausgasemissionen als bei der ohnehin schon schmutzigen konventionellen Erdölproduktion.[2] Die CO²-Freisetzung beträgt zwischen 62 und 176 kg pro produziertem Barrel Öl[3].

Schon für 2010 wurde hochgerechnet, dass Kanadas Treibhausgasemissionen 35 % über dem Vergleichswert von 1990 lagen. Und bis 2015 wird erwartet, dass sich die Tar Sands-bezogenen Emissionen von den 25 Megatonnen im Jahr 2003 auf 126 Megatonnen mehr als vervierfachen werden. 2013 verursachten die Tar Sands der Industrie zufolge 8,7 % von Kanadas Treibhausgasen und war verantwortlich für 0,13 % der globalen Treibhausgasemissionen; Kanada setzte im selben Jahr 2 % der weltweiten Emissionen frei[4]. 2020 wird diese Industrie für fast die Hälfte der CO²-Emissionen des Landes verantwortlich sein[2]. Sollte die Erweiterung der Abbaugebiete wie geplant erfolgen, wird Kanada durch die damit verbundene Luftverschmutzung zu dem Staat werden, der zweitgrößter Treibhausgas-Verursacher der Welt ist[3]. Die kanadische Tar Sands-Industrie wurde bereits 2009 als weltweit "größtes Energieprojekt"[3] betrachtet - damals noch mit 36 Megatonnen Emissionen, und damit schon größeren Treibhausgasemissionen als viele europäische Nationen. Daran hatten die Ölkonzerne Suncor (11 MT) und Syncrude (15 MT) den größten Anteil.

Im hochgradig umstrittenen "Carbon Capture and Storage" (CCS) - CO²-Abscheidung und -Speicherung, so propagiert die Provinzregierung Albertas, läge die Lösung für das Klimaproblem. Bis 2050 sollten 70 % der Emissionen der Provinz per CCS aufgefangen und sicher gelagert werden. "Sichere Endlagerung", das wird gewiss ebenso gut funktionieren wie beim Atommüll. Nur, dass es bei Freisetzungs-Katastrophen nicht um siechende Erkrankung und langfristiges Sterben gehen wird, sondern dass solche Super-GAUs für die an der Oberfläche Betroffenen sofort tödlich wirken werden. Eine Umweltkatastrophe mit plötzlicher Freisetzung von 1,6 Millionen Tonnen CO² fand 1986 am Nyos-See (Kamerun) statt. Das freigesetzte Gas tötete etwa 1.700 Menschen und Tausende von Tieren in bis zu 27 km Entfernung vom Unglücksort.


  1. Kanada hatte sich mit dem Kyoto-Protokoll zu einer Treibhausgas-Reduktion von 6 % bis zum Jahr 2012 verpflichtet. Aus:
    Greenpeace/Christoph von Lieven: Tatort Kanada: Ölsand-Abbau zerstört Wald und Klima; Greenpeace e.V.; Hamburg, 25.11.2009
  2. 2,0 2,1 Greenpeace/Christoph von Lieven: Tatort Kanada: Ölsand-Abbau zerstört Wald und Klima; Greenpeace e.V.; Hamburg, 25.11.2009
  3. 3,0 3,1 3,2 Greenpeace: Ölsand-Abbau zerstört Wald und Klima. Wird Kanadas Natur der Profitgier geopfert?; Schwandorf, November 2009
  4. http://oilsandstoday.ca/Pages/default.aspx - gesichtet 14. Februar 2015


Diese Seite ist ein Auszug einer Publikation aus unserer Kampagne im grünen blatt. Unter der Überschrift "Tar Sands": Nachhaltige Zerstörung von Urwäldern und Feuchtgebieten, Enteignung indigener Menschen und größter Einzelverursacher des Treibhauseffekts erscheint dort seit Anfang 2013 eine fortlaufende Artikelserie mit Hintergrundinformationen zu den Tar Sands.

Dieser Auszug ist Teil 3 der Artikelreihe entnommen. Weiterverwendung und Verbreitung unter Angabe der Originalquelle (grünes blatt) oder unserer Kampagne ist erwünscht!