Naturlandschaften

Aus Tar Sands-Kampagne
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Feuchtgebiete und Boreale Wälder prägen das Bild der Natur in der Region Fort McMurrays - und werden Opfer der Ölindustrie
Athabasca River nahe Fort McKay
Borealer Wald in der Region Fort McMurrays

Einhundert Kilometer nördlich von Edmonton geht die relativ dicht besiedelte Gegend in eine weitestgehend naturbelassene Landschaft über. Abgesehen von den Highways 63 und 881 ist Fort McMurray und damit die Athabasca Tar Sands-Region nur via Boot über das dichte Gewässernetz oder per Flugzeug erreichbar. - Und damit ist auch der für die Tar Sands-Industrie lebensnotwendige Lieferverkehr mit täglich hunderten von Trucks und PKW effektiv durch Aktionen zivilen Ungehorsams blockierbar. Parallel zum Highway verlaufen die Hochdruck-Pipelines der Ölindustrie, alle paar Kilometer aufgelockert durch Pumpstationen. Ansonsten sind hier nur die borealen Wälder und erste Feuchtgebiete zu sehen, die den ganzen Norden Albertas bedecken.

Boreale Wälder sind Kanadas größtes zusammenhängendes Ökosystem. Mehr als ein Drittel des Landes sind boreale Wälder. Die immense Größe kann trügerisch sein: Albertas boreale Wälder sind tatsächlich ein sehr vielfältiges Mosaik verschiedenster Subregionen. Jede Subregion hat ihre eigene charakteristische Ökologie basierend auf dem Terrain und unterschiedlichen Mustern pflanzlichen und tierlichen Lebens.

Es gibt sechs verschiedene Subregionen borealer Wälder in Alberta. Die meisten Tar Sands-Flächen befinden sich in der "Zentralen Mischwald-Zone" und zu einem kleineren Anteil in der "Trocken-Mischwald-Zone" des übergeordneten borealen Wald-Ökosystems. Die langen, kalten Winter und dünnen Bodenschichten bewirken, dass Bäume nur langsam wachsen und Tierpopulationen lange Zeit brauchen um sich zu erholen, wenn sie beeinträchtigt werden.

Außerdem durchziehen weitflächige Feuchtgebiete den Norden Albertas. In der Region Fort McMurrays ist der Athabasca River der wichtigste Fluss, der über hundert Kilometer flussabwärts Richtung Norden in den gewaltigen Athabascasee mündet. Ein System von Flüssen, Bächen, Seen und Muskeg-Mooren bedeckt die ganze Fläche. Dieses Gewässernetzwerk ist sehr sensibel für Schadstoffeinträge, die schnell großflächig verbreitet werden.

Muskeg ist eine spezielle, nur im Westen Kanadas und Alaska anzutreffende Moorart, die über Tausende von Jahren entstanden ist und sich aus unzähligen Schichten abgestorbener Vegetation zusammen setzt, die immer wieder neu bewachsen sind. Nördlich von Fort McMurray führt eine einzige Straße weiter nach Norden, die nur im Winter, wenn die Moore gefroren sind, befahrbar ist. Es gibt Geschichten von unzähligen Fahrzeugen unbeirrbarer Autofahrer*innen, die meinten, mit ihren Geländewagen trotzdem durch die Gegend fahren zu müssen. Der Muskeg ist oft trügerisch, im ersten Moment scheint der Boden tragfähig zu sein, dann versinkt das Fahrzeug unwiderbringlich. Es müssen schon viele Autoleichen in den Mooren im Norden Albertas liegen. Muskeg ist ein einmaliges Ökosystem, das von wenigen, sehr spezialisierten Pflanzenfamilien besiedelt wird. Diese sind oft so genau aufeinander eingespielt, dass sie nur in ihren spezifischen Pflanzenartenkonstellationen funktionieren. Wenn sie abgetragen werden, sind die Chancen schlecht, dass sie wieder zu einem lebendigen Lebensraum werden.



Diese Seite ist ein Auszug einer Publikation aus unserer Kampagne im grünen blatt. Unter der Überschrift "Tar Sands": Nachhaltige Zerstörung von Urwäldern und Feuchtgebieten, Enteignung indigener Menschen und größter Einzelverursacher des Treibhauseffekts erscheint dort seit Anfang 2013 eine fortlaufende Artikelserie mit Hintergrundinformationen zu den Tar Sands.

Dieser Auszug ist Teil 1 der Artikelreihe entnommen. Weiterverwendung und Verbreitung unter Angabe der Originalquelle (grünes blatt) oder unserer Kampagne ist erwünscht!